22. Oktober 2023

Die Insel der Honigtöchter

Sommerroman von Cristina Caboni

Mittelmeer, Sardinien und die Magie der Bienen

Das Buch hat mir sehr gefallen, obwohl – oder auch gerade weil es ein etwas verklärender Sommer-Urlaubsroman ist. Die Autorin Cristina Carboni ist Italienerin; das Buch liegt uns also in einer Übersetzung vor.

Die Geschichte: Eine beruflich erfolgreiche, jedoch stark eingespannte Mitdreißigerin (Alice) gelangt wegen dem Baby ihrer verstorbenen Schwester auf die Insel Sardinien. Um weiter beruflich erfolgreich, jedoch stark eingespannt bleiben zu können, möchte sie dort den Vater des Kindes ausfindig machen, um ihm das Kind und die Verantwortung zu übertragen. Dass dies nicht so richtig gelingen wird, ahnt jeder nur halbwegs fortgeschrittene Sommerromanleser bereits jetzt, also werde ich hier nicht weitererzählen … .

Die Geschichte hat soviele Nuancen bezüglich Arbeit, Erfolg, Geld, Beziehungen zwischen Menschen und letztlich dem Lebenssinn, dass Claudia und ich uns davon enorm angesprochen fühlen. Denn wir sind seit April diesen Jahres im Ruhestand, eben weil wir uns auch nicht mehr für nichts außer Geld beruflich einspannen lassen wollen. Weil wir auch träumen von einem einfacheren Leben (das wir uns gerade soweit möglich erfüllen).

Die Autorin Cristina Caboni hat auf zwei-drei Seiten ein schönes Nachwort zu dem Buch verfasst, in dem viele Aspekte im Buch mit seiner fiktiven Handlung noch einmal angesprochen, mit der Wirklichkeit verglichen und näher erklärt werden. Unter anderem spricht sie das ITSO-Syndrom an: Inability To Switch Off (from Work). Jeder der in einem Betrieb Karriere machen will oder sich längere Zeit engagiert einbringt, kennt wahrscheinlich dieses Nicht-Abschalten-Können. Genau darum geht es in diesem Buch unter anderem. Mit meiner Alters-Erfahrung (60 Jahre) kann ich durchaus beurteilen, dass diese Schnulzen-Bücher, und ganz besonders das hier Vorliegende, eine tiefere Aufgabe erfüllen können/könnten (und hoffentlich auch tun), als nur eine schöne Schnulze für die Urlaubsträume zu sein.

Sardinien: das Buch kehrt auch seine mediterrane Seite gut heraus. Das beschaulich erscheinende Leben im Dorf Abbadulche könnte so manchen Mittelmeer-Urlauber vom Aussteigen träumen lassen. Die Beschreibungen vom An- und Abfahren der Fähre, die Darstellungen der Farben des Meeres und so weiter tun ihr Übriges.

Im Buch geht es selbstverständlich auch um mehr: die Liebe.

Und natürlich kommt es am Ende des Buches zu einem Happy-End, was man wohl auch bei einem solchen Sommerroman erwarten (und verlangen ) kann. Die Moral von der ganzen Geschichte könnte etwa die sein:

Vertraue immer deinem Herzen, denn es wird dich nie belügen
(Ich beschrieb das ja schon in den News vom September 2021, Nr. 2)

Fazit

Wunderschönes Buch, schöne vielschichtige Story, sympatische Charaktere und dennoch nicht langweilig. Gegen Ende wird es sogar herzergreifend. Ich kann hier leider die Gründe dafür nicht aufzählen, denn dann wüßtet ihr ja schon alles vorneweg .

Von der Magie der Bienen, wie auf der Buchrückseite beschrieben, habe ich nicht allzu viel mitbekommen. Ja, es stimmt: Anna, Angelica, Alice und auch andere Frauenfiguren des Romans lieben und “verstehen” die Bienen. Es bleibt aber alles auf dem Boden der Tatsachen. Also keine Angst vor zu viel Esoterik oder was immer man nach dieser Ankündigung denken (und befürchten) könnte. Vor jedem Kapitelanfang gibt es einen kurzen Abschnitt mit Wissenswertem über die Bienen und vom Honig. Diese Informationen fand ich immer interessant.

Claudias Fazit
Claudia hat natürlich ihre eigene Meinung zu dem Buch
 

Ein wunderbares Buch, in dem es um Liebe geht und um das Lebensglück und um Entscheidungen.

Besonders gefallen hat mir der Schreibstil von Cristina Caboni. Sie versteht es ganz besonders, alles in Worte zu fassen wie nur wenige es können. Sie verzaubert damit den Leser und läßt ihn abtauchen und träumen.

Die Hauptperson des Buches ist eine junge Frau mit dem Namen Alice. Sie ist eine Karrierefrau und lebt in Paris.

Ihr Leben verändert sich drastisch, als ihre jüngere Schwester stirbt und sie deren kleine Tochter Amélie übergeben bekommt. Das kleine Mädchen ist erst acht Monate alt und Alice verliebt sich sofort in ihre kleine Nichte. Aber es läßt sich nicht wirklich mit ihrer Karriere in Paris vereinbaren.

Sie beabsichtigt den Vater des Kindes auf Sardinien zu suchen. Auf der Insel trifft sie dann alles, was sie zwar nicht vermisst hat, aber ihr dennoch gefehlt hat.

Die Bienen sind auch ein wichtiger Teil des Buches, denn der Titel ist ja «… Honigtöchter».

Für mich geht es mehr um die Geschichte an sich und um Entscheidungen (!) und um die Liebe. Das Glück mit der kleinen Amélie einerseits und die Familie, die sie findet, andererseits verändert Alices Leben und ihre Einstellung dazu. Alles, was sie auf der Insel erlebt, auch die Liebe zu einem Mann, erweckt in ihr das wahre Leben. Es ist nicht vergleichbar mit Karriere und Geld.

Nein, es geht um so viel mehr, um Liebe, Lebensfreude und auch um Geborgenheit.

Doch Alice braucht etwas länger, um zu begreifen, dass es eine Entscheidung ihrerseits bedarf. Gegen Ende des Buches reist sie noch einmal zurück nach Paris und somit zu ihrer Karriere. Erst hier wird ihr klar, was sie wirklich will.

Genau so hätte ich auch entschieden. Also Ende gut – Alles gut !