24. März 2014

Test Objektiv Sigma 17-70

Als ich vor drei Jahren das Objektiv Pentax SMD 17-70mm testete (siehe Test), hatte ich das vergleichbare Objektiv von Sigma 17-70 nicht zur Hand. Nach drei Jahren mit dem Pentax Kit-Objektiv kam das Thema wieder auf und wir legten uns das Sigma zu. Welche Unterschiede und bei der Arbeit mit diesem Objektiv im Gegensatz zum Kit Objektiv auffielen, habe ich euch hier aufgeschrieben.

Größe, Gewicht und Haptik

Claudia wird sich umstellen müssen – das Objektiv wiegt mit 535 Gramm zusammen mit dem Kameragehäuse (726 g) Einiges mehr als ein Kilogramm; das Pentax-Set-Objektiv wiegt hingegen nur 255 Gramm. Zusammen mit der guten Verarbeitung fühlt sich jetzt “profihafter” an. Der Zoomring läßt sich gut bedienen, und ob sie manuellen oder Autofokus benutzen will muss sie jetzt zusätzlich zum Einstellschalter am Kameragehäuse auch noch am Objektiv einstellen. Nur wenn beide auf AF stehen funktioniert der Autofokus. Der Zoomring kann mittels eines Zoom-Lock-Schiebers festgestellt werden – allerdings nur bei Brennweite 17mm. Der Sinn oder Vorteil dieses Schalters liegt meiner Meinung nach hauptsächlich im verbesserten Komfort beim Tragen der Kamera.

Technische Auffälligkeiten in Zusammenarbeit mit der Pentax K200D

Claudia fotografiert mit ihrer Pentax und dem Sigma
Grundsätzlich funktioniert mit dem Sigma alles wie bisher von der Pentax auch gewöhnt. In verschiedenen Tests und Foren wurde von einer gewissen Autofokus-Trägheit berichtet. Das können wir nicht bestätigen. Zumindest wenn man das automatische Einstellen der Fokussierung nicht im Millisekundenbereich misst, ist es durchaus in Ordnung.

Etwas bemerkten wir dann doch: gelegentlich passierte trotz Drücken des Auslösers gar nichts, als wäre die Kamera nicht eingeschaltet. Ein Ausrichten auf ein anderes Motiv hilft sofort, es scheint also mit der Trägheit des Autofokus zusammenzuhängen. Der Autofokus funktioniert dann also nicht träge, sondern gar nicht. Die Genauigkeit des Autofokus wiederum ist zuverlässig.

Der Stromverbrauch mag ebenfalls etwas höher als beim Pentax liegen, alles andere würde mich wundern, da das Sigma mit seiner Größe und dem Gewicht mit den vielen Linsen einfach schwerer zu verstellen geht. Jedoch benutzen wir schon seit Jahren die aufladbaren Akkus Eneloop Typ2, 2.000mAh, und konnten diese bei einer aktuell getesteten Tagesleistung von ca. 70 Fotos auch mit dem Sigma nicht zum Aufgeben bringen.

Lichtstärke

Fotos mit ISO 100 in geschlossenem Räumen (dunkle Raumecke, Tageslicht) aufgenommen, keine Postbearbeitung. Das Sigma hat bei ähnlicher Brennweite noch eine offene Blende mehr zu bieten, was man auch prompt an der Helligkeit/weniger Rauschen feststellen kann. Die Zeichnung der Haare des Fells ist deutlich detaillierter.

Pentax Brennweite: 47,5mm Verschlusszeit: 1/60sec Blende: F5.6 Sigma Brennweite: 45,0mm Verschlusszeit: 1/60sec Blende: F4.0
Detailbild 1:1: mit der Maus über das Bild fahren und dann wechselt das Bild zwischen dem der Pentax 18-55 und dem Sigma 17-70 (beide Bilder im BMP-Format).

Auflösung/Schärfe

Zu Recht bin ich bei meinem damaligen Test mit dem Pentax 17-70 darauf aufmerksam gemacht worden, dass Schärfetests nur bei geöffneter Blende Unterschiede aufzeigen werden. Deshalb hier die Schärfevergleiche entsprechend. Die Aufnahmen entstanden mit Empfindlichkeit ISO 100.

Pentax Brennweite: 55,0mm Verschlusszeit: 1/1000sec Blende: F5.6 Sigma Brennweite: 55,0mm Verschlusszeit: 1/1500sec Blende: F4.0
Detailbild 1:1: mit der Maus über das Bild fahren und dann wechselt das Bild zwischen dem der Pentax 18-55 und dem Sigma 17-70 (beide Bilder im BMP-Format).
Pentax Brennweite: 55,0mm Verschlusszeit: 1/500sec Blende: F5.6 Sigma Brennweite: 55,0mm Verschlusszeit: 1/1000sec Blende: F4.0
Detailbild 1:1: mit der Maus über das Bild fahren und dann wechselt das Bild zwischen dem der Pentax 18-55 und dem Sigma 17-70 (beide Bilder im BMP-Format).

Die Schärfe im Randbereich bei geringer Brennweite ist immer interessant. Wie schon beim reinen Schärfevergleich findet ihr hier das Kitobjektiv abgeschlagen.

Hier die beiden Kontrahenten im Vergleich (ISO 100).

Pentax Brennweite: 55,0mm Verschlusszeit: 1/125sec Blende: F9.5 Sigma Brennweite: 70,0mm Verschlusszeit: 1/500sec Blende: F5.6
Detailbild 1:1 (Rechte obere Ecke des Bildes): mit der Maus über das Bild fahren und dann wechselt das Bild zwischen dem der Pentax 18-55 und dem Sigma 17-70 (beide Bilder im BMP-Format).

Farben/Kontraste

Das Sigma zeigt erwartungsgemäß mehr Leuchtkraft. Im Histogramm erkennt man beim Sigma ebenfalls eine nach rechts Farbbreite und Luminanz. Die Farben des Pentax könnten problemlos mehr gespreizt werden und das Ergebnis käme dann etwas an das Sigma heran. Die Anzahl Farben wären bleiben insgesamt dennoch geringer, es gäbe einfach nur mehr “Lücken” im Histogramm.

Links Pentax, rechts Sigma; die Farben wurden im Raw belassen.

Brennweitenvergleich

Interessant ist immer ein Vergleich der Brennweiten.

Makrofunktion

Wenn das Sigma-Objektiv schon in seiner Bezeichnung von Makro spricht, dann wollen wir auch dieses testen!

Hier, so finde ich, gewinnt wieder das Sigma. Obwohl das Pentax sich wacker schlägt und im Grunde ebenfalls brauchbare Bilder abliefert. Der Abstand zur dieser Mini-Osterglocke war etwa 10 cm, mit dem Pentax 3-4 cm mehr (beide Fotos vom Stativ, Pentax hat kürzeres Objektiv).

Das Bouquet, d.h. die Zeichnung des Unschärfebereiches, finde ich bei beiden recht neutral und es macht damit in vielen Bereichen sehr gutes Bild.

Detailbild 1:1: mit der Maus über das Bild fahren und dann wechselt das Bild zwischen dem der Pentax 18-55 und dem Sigma 17-70.

Vignettierung/Verzerrung

Sonnenblende Pentax
Sonnenblende Sigma
Vignettierung und fehlerhafte Helligkeitsverteilung tritt meist bei niedrigen Brennweiten an den Ecken der Fotos auf, oft an sich gegen die Bildecken allmählich verdunkelnden Himmel erkennbar. Vignettierung wird durch Bauteile im und am Objektiv hervorgerufen wie Linsenränder, Linsenfassungen, aber auch aufgeschraubte Filter. Beide Objektive wurden hier mit der jeweils migelieferten Sonnenblende verwendet.
Die Vignettierung des Pentax-Objektives ist in den Ecken des Himmels deutlich sichtbar
Die Vignettierung des Pentax-Objektives ist in den Ecken des Himmels deutlich sichtbar
Ganz ohne Abdunkelungen in den Ecken geht es auch beim Sigma nicht ab
Ganz ohne Abdunkelungen in den Ecken geht es auch beim Sigma nicht ab

Das Pentax-Kitobjektiv verliert den Zweikampf deutlich sichtbar. Für uns als vorwiegend Landschaftsfotografen ein klares Votum für das deutlich bessere Sigma.

Verzerrungen sind meist am Rand sichtbar: hier fehlt mir noch geeignete Vergleichgsfotos – sie werden nachgeliefert.

Fazit

Das Sigma bringt im Grenzbereich (1 : 1 Bildmaßstab, Helligkeit) eindeutig mehr Schärfe und Zeichnung. Auch die Farben wirken frischer. Diese könnte man jedoch für das Pentax in der Postproduktion etwas auffrischen. Durch die größere Blendenöffnung des Sigma ist dieses für das Spiel mit der Schärfentiefe besser geeignet.

Nachteil der Sigma ist das viel höhere Gewicht, die gesamte Kamera ist damit auch etwas sperriger in der Tasche. Zum Preis des Objektives kommen weitere Ausgaben für UV- und Zirkular-Polfilter, die beim Sigma-Filtergewinde von 72mm teurer ausfallen als die Filter mit 52mm. Doch die fotografischen Vorteile überwiegen (Schärfe, Brillianz, größere Zoomabdeckung): es bleibt eindeutig Claudias “Immerdrauf”.